Frank Liesen, 31. Januar 2016

Das alttestamentliche Buch „Prediger“ hat einige hilfreiche und nüchterne Ratschläge für Mitarbeiter und Leiter in der Gemeindegründungsarbeit.

  1. Die Herausforderung, das ganz normale Leben im Dienst zu leben.

Prediger 9;7 „Geh hin, iss dein Brot mit Freude und trink deinen Wein mit frohem Herzen! Denn längst hat Gott Wohlgefallen an deinem Tun.“

Die Missionssituation – besonders im vollzeitlichen Dienst – kann uns in einen Zustand ständiger Anspannung versetzen. Vom Zeitpunkt des Aufstehens bis wir abends wieder ins Bett gehen denken wir an den Dienst. Wir werden davon verzehrt. Es ist ja unsere Berufung, der einzige Grund warum wir an einem bestimmten Ort sind, und ein erhabenes Ziel im Vergleich zu anderen Aufgaben. Wir können an nichts Anderes denken. Das kann uns über kurz oder lang zum Ausbrennen führen oder als Verheirateter zur Scheidung. Wir sind körperlich anwesend, aber geistig immer abwesend.

Es ist geradezu eine geistliche Disziplin, an einem Ort anzukommen und dort auch das ganz normale Leben zu leben und sich daran zu freuen – sich Auszeiten nehmen, Zeit mit der Familie zu verbringen, ein Hobby zu verfolgen oder mit seiner Frau abends auszugehen.

Die Grundlage dafür ist die Tatsache, dass wir in Jesus schon angenommen sind und das Maß unseres Erfolges oder Misserfolges keinerlei Gewicht in der Liebe Gottes zu uns hat. Gott liebt „Loser“. Am Tag unserer Bekehrung haben wir das alle gerne bekannt. Es hat sich nicht geändert.

  1. Die Wichtigkeit, Pläne handfest in die Tat umzusetzen.

Prediger 9;10 „Alles, was deine Hand zu tun findet, das tue in deiner Kraft! Denn es gibt weder Tun noch Berechnung, noch Kenntnis, noch Weisheit im Scheol, in den du gehst.“

Wir können sehr viel Zeit mit der Planung verbringen und niemals in Aktion treten. Die Frage, ob es Gottes Wille ist, etwas Bestimmtes zu tun, stellt sich uns. Und wir sind versucht, von dieser Frage kommend nicht in Aktion zu treten, da wir uns ja nicht sicher sind, ob es Gottes Wille ist. Passivität im Reich Gottes oder das Vergraben von Talenten ist nicht Gottes Wille.

Die Verkündigung der frohen Botschaft, Menschen in die Jüngerschaft zu führen und uns einzusetzen mit unseren Gaben und Fähigkeiten im Reich Gottes sind immer Gottes Wille. Die Möglichkeiten, die Gott uns vor Augen stellt, sollten wir mit ganzem Herzen wahrnehmen. Irgendwann ist es zu spät, unsere Pläne umzusetzen. Denn dann sind wir tot, und im Totenreich können wir den Missionsbefehl und alle anderen Dienste auf Erden nicht mehr verwirklichen.

  1. Die Einsicht, dass Erfolg willkürlich ist.

Prediger 9;11 „Ferne sah ich unter der Sonne, dass nicht die Schnellen den Lauf gewinnen und nicht die Helden den Krieg und auch nicht die Weisen das Brot und auch nicht die Verständigen den Reichtum und auch nicht die Kenntnisreichen die Beliebtheit, sondern Zeit und Geschick trifft sie alle.“

Es ist fatal, Erfolg im Reich Gottes zu haben und dann den Schluss zu ziehen, die eigenen Fähigkeiten, die eigene Planung oder das super durchdachte Konzept waren der Grund dafür. Wie schon immer ist auch heute das Lob für die Bekehrung von Menschen, das geistliche Wachstum von Christen und das Wachstum der Gemeinde Jesu allein Jesus selbst zu geben. Meine Gaben kommen von Gott (1. Kor. 12;11), meine Heiligung ist durch Gott gewirkt (Phil. 1;6), die guten Werke hat Gott vorbereitet (Eph. 2;19) und wenn wir alles ausgerichtet haben gibt es nur eine Antwort (Lukas 17;10). Gott, in seiner Souveränität, baut seine Gemeinde und das Reich Gottes. Alles Lob gebührt ihm.

Dementsprechend ist es möglich, dass die besten Pläne mit den besten Voraussetzungen nichts werden, alle Einsichten nicht helfen und die begabtesten Menschen keinen (zumindest menschlich gemessenen) Erfolg haben. Es ist auch möglich, dass sehr unvollkommene Konzepte großen Erfolg haben, Menschen mit weniger Einsicht gesunde Gemeinden leiten oder wir uns unverhofft auf einem hohen Podest wiederfinden und nur Gottes Führung dafür verantwortlich machen können.

Das ist gut so. Denn so geht Gott sicher, dass immer und ausschließlich dem, dem die Ehre gebührt, diese auch erhält (Eph. 2;9). Die Schlussfolgerung für uns ist, eifrig gute Pläne zu schmieden und uns gleichzeitig bewusst zu machen, dass der Erfolg ganz allein von Gott abhängig ist.

  1. Die Weisheit, sich vielfältig einzusetzen.

Prediger 11;6 (1-6) „Am Morgen säe deinen Samen und am Abend lass deine Hand nicht ruhen! Denn du weißt nicht, was gedeihen wird: ob dieses oder jenes oder ob beides zugleich gut werden wird.“

Widerstände in unserem Dienst sind fest mit einzuplanen (v. 3). Wer auf die möglichen Schwierigkeiten und Probleme sieht, wird niemals in Aktion treten (v. 4). Wir wissen auch nicht im Voraus, was Gottes Plan ist (v. 5). Aus diesen Gründen sollten wir freimütig und kreativ die verschiedensten Möglichkeiten im Dienst erwägen und versuchen umzusetzen (siehe auch v. 1-2). Wenn eine Idee nicht funktioniert, geht vielleicht die andere. „Verschwenderisch“ sollten wir uns mit unseren Gaben und Fähigkeiten zum Guten für andere einsetzen und uns Gott dementsprechend zur Verfügung stellen. Irgendwo wird Gott vielleicht Frucht schenken, und darüber können wir uns dann mit ganzem Herzen freuen. Das Ganze ist eben auch eine Zeitfrage (siehe v. 8 und 12;1ff).